AGFS Arbeitsgemeinschaft Freier Schulen

Inklusion ist mehr als gemeinsamer Unterricht: Arbeitsgemeinschaft Freier Schulen stellt Positionspapier zu Inklusion und Teilhabe vor

Von links nach rechts: Dr. Tobias Böcker, Christina Metke, Robert Schütze, Ayse Mutlu, Amelie Grün, Gerd Bürkle, Christiane Stöppler

Der 3. Dezember ist der internationale Tag der Menschen mit Behinderungen: An diesem sollen seit 1993 die Bedürfnisse und Belange von Menschen mit Behinderung im Fokus stehen und gestärkt werden. „Auch die Verbände der Freien Schulträger in Baden-Württemberg haben sich dies zum Ziel gemacht.“ so Christina Metke, Sprecherin der AGFS. Bei der Landespressekonferenz am 2. Dezember stellte die AGFS ihr Positionspaper zu Inklusion und Teilhabe vor. Dieses betont den Beitrag sonderpädagogischer Schulen (Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren -SBBZ und Sonderberufs-(fach-)schulen) zu Bildungschancen und gesellschaftlicher Teilhabe.

Politisch wird die schulische Inklusion, so die AGFS, aktuell zu stark reduziert auf den gemeinsamen Unterricht von jungen Menschen mit und ohne Behinderung in allgemeinen Schulen. Christiane Stöppler, Geschäftsführerin des Hör-Sprachzentrums des diakonischen Unternehmens Die Zieglerschen führt dies auf einen verengten Inklusionsbegriffs zurück. „Inklusion ist eine umfassende gesamtgesellschaftliche Aufgabe, in der die Frage nach dem gemeinsamen Unterricht nur ein Teilaspekt ist. Ziel schulischer Bildung ist vielmehr die Ermöglichung von Teilhabe auf dem gesamten Lebensweg.“

Sonderpädagogische Schulen leisten in Baden-Württemberg einen entscheidenden Beitrag zur Bildungslandschaft in einem gegliederten Schulsystem. Das umfangreiche sonderpädagogische Angebot bereitet jungen Menschen mit ihren spezifischen Bedarfen auf ein selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben vor. „Ich habe erst hier gelernt, was es bedeutet, wirklich gehört und gesehen zu werden“ bekundete Ayse Mutlu, im Rollstuhl sitzende Schülersprecherin der SRH Stephen-Hawking-Schule in Neckargemünd und fährt fort „Hier erfahre ich, dass es keinen „richtigen“ oder „falschen“ Weg gibt, sondern unseren eigenen Weg – und dass dieser Weg wertvoll ist.“ Bei der Wahl des schulischen Weges ist dabei sowohl der Wunsch der Eltern als auch der betroffenen jungen Menschen von besonderer Bedeutung. Robert Schütze, sehbehinderter Schüler am Berufskolleg Wirtschaftsinformatik der Tilly-Lahnstein-Schule in Stuttgart berichtete von seinen Erfahrungen im gemeinsamen Unterricht und in der sonderpädagogischen Schule und begründete seine Entscheidung für die sonderpädagogische Schule so „Jeder um einen herum versteht, dass man eine Einschränkung hat. Dafür wird man nicht verurteilt oder in Schubladen gesteckt.“ Amelie Grün, gehörlose Schülerin am Beruflichen Gymnasium der Schule beim Jakobsweg in Winnenden hob die Rahmenbedingungen besonders hervor „Die Kombination von kleinen Klassen, besonders schalloptimierten Räumen und moderner Hörtechnik als Standard ermöglichen mir dem Unterricht sehr gut folgen zu können.“

Sonderpädagogische Schulen als Motor und nicht als Bremse der Inklusion. Dies ist der Kernpunkt des Positionspapiers. Gerd Bürkle, Geschäftsführer des Evangelischen Schulwerks Baden und Württemberg betont: „So verschieden wie die Bedarfe der jungen Menschen mit Behinderung sind, muss auch der schulische Weg sein dürfen. Gemeinsamer Unterricht und Unterricht an einer sonderpädagogischen Schule dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden.“ Somit leisten beide einen unverzichtbaren Beitrag zu einer auf Inklusion und Teilhabe ausgerichteten Gesellschaft.

Hier können Sie die Pressemitteilung sowie das Positionspapier der AGFS zu Inklusion und Teilhabe herunterladen.